Öffentliche Bibliotheken bauen Brücken zu fremden Kulturen und können die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund fördern. Über Erfahrungen und Möglichkeiten in diesem Bereich tauschen sich Experten am 8. Februar bei einer öffentlichen Gesprächsrunde im Düsseldorfer Theatermuseum aus. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr und findet im Rahmen des Programms interkultur.pro statt, das vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird (*interkultur.pro). Der Eintritt ist frei.
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In städtischen Bibliotheken sind Kultur, Wissen und Bildung noch ein kostenloses Menschenrecht: Ihr Angebot ist besonders für Menschen und Familien mit niedrigem Einkommen wichtig.
Bibliotheken sind die meist genutzten, öffentlich geförderten Kultureinrichtungen: Fast 23 Millionen Besucher zählten 2008 die 498 öffentlichen Bibliotheksstandorte in Nordrhein-Westfalen. Im Vergleich etwa zu den Nutzungszahlen in skandinavischen Ländern hat die Bundesrepublik aber Nachholbedarf. Ein Entwicklungspotenzial liegt im demografischen Wandel. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund nimmt ständig zu und liegt bei 19 Prozent in Deutschland und bei 23 Prozent in NRW. Bibliotheken können Orte des interkulturellen Lernens, des Erwerbs und der Pflege von Sprachen von klein auf oder auch Brücken ins Ausland sein.
Als eine der ersten Öffentlichen Bibliotheken der Bundesrepublik ist die Stadtbibliothek Duisburg mit gutem Beispiel vorangegangen. Schon in den siebziger Jahren schuf sie ein Literatur- und Medienangebot für Migranten, die in der Stadt lebten. „Einmal die Woche hielt in unserer Straße ein Bücherbus von der städtischen Bibliothek. Sobald mein Vater in die Moschee gegangen war, schlich ich mich in den Bus und lieh mir so viele Bücher, wie ich nur tragen konnte“, erinnert sich Atice Akyün in ihrem autobiografischen Roman „Einmal Hans mit scharfer Soße – Leben in zwei Welten“ (2005). Die deutsch-türkische Schriftstellerin wuchs in Duisburg-Marxloh auf.
Auch nach mehr als 30 Jahren ist die Stadtbibliothek Duisburg eine der führenden interkulturellen Bibliotheken in Deutschland. Ihre „Türkische Bibliothek“ besitzt 22.000 Medien insgesamt und hat sich als Treffpunkt für verschiedene Migrantengenerationen etabliert.
Auch die Stadtbibliothek Herne richtet sich stärker an Menschen mit Migrationshintergrund. Bei einer Kundenbefragung im Jahr 2008 wurde ermittelt, dass vor allem unter den Schülern der Anteil der Besucher mit Migrationshintergrund mit 43,4 Prozent besonders hoch ist. Demnach nutzten gerne die Bibliothek als Ort des Lernens und Arbeitens sowie als Kommunikationsraum.
DIE REFERENTEN BEI DER GESPRÄCHSRUNDE AM 08. FEBRUAR
# Tayfun Demir hat die „Türkische Bibliothek“ in der Stadtbibliothek Duisburg aufgebaut und viele Jahre geleitet. Er wird über die Geschichte der interkulturellen Bibliotheksarbeit referieren.
# Die Stadtbibliothek Nürnberg ist die älteste städtische Bibliothek und eine der führenden „interkulturellen Bibliotheken“ im deutschen Sprachraum.
Verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit ist Susanne Schneehorst, Mitglied der Kommission für Interkulturelle Bibliotheksarbeit. In ihrem Vortrag erklärt sie, wie das Bibliotheksangebot „migrantengerecht“ gestaltet werden kann.
# Bettina Kuse ist Leiterin der Stadtbibliothek Dietzenbach (bei Offenbach) und gibt einen Überblick über die vielfältigen Ansätze ihrer Einrichtung und die Umsetzung von interkulturellen Bibliotheksprojekten in den Kommunen.
# Die Gesprächsrunde wird von der Kulturwissenschaftlerin Tina Jerman moderiert, Leiterin der EXILE-Kulturkoordination in Essen, sowie Projektleiterin von interkultur.pro.
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VERANSTALTUNG
# Titel: Bibliotheken als interkulturelle Orte
# Datum/Uhrzeit: Montag, 08. Februar 2010 / 16:00 – 20:00 Uhr
# Ort: Theatermuseum Düsseldorf – Jägerhofstr. 1 - 40479 Düsseldorf