Buchvorstellung: Was die Weiber lieben und hassen
Roman: Was die Weiber lieben und hassen
Erschienen am 1.4.2015 im AAVA-Verlag
Heidrun Böhm erzählt in ihrem Roman „Was die Weiber lieben und hassen“die Geschichte von Rita einer auf den ersten Blick normalen alleinstehenden Frau, die mit ihrem Leben gut zurechtkommt.
Rita ist Altenpflegerin, leistet treu und bescheiden ihren Dienst, liest gerne Trivialliteratur und schreibt Kurzgeschichten. Rita hat ein dunkles Geheimnis. Sie kann nicht mit ansehen, wie alte kranke Männer im Altenheim in ihren Betten vegetieren.
Rita lernt eine bekannte Schriftstellerin kennen. Diese soll auf Grund unangenehmer Ereignisse in ihrem Privatleben eine Biografie schreiben, um ihre Leser nicht zu verlieren. Sie bittet Rita um Hilfe. Wird Ritas Geheimnis dadurch ans Tageslicht kommen? Oder gelingt es ihr, die Vergangenheit aufzuarbeiten, und ein neues Leben anzufangen?
Leseprobe:
„Eines Tages wirst du in die Geschichte dieser Stadt eingehen“, sagte Rita zu Corinna, die ihr gegenübersaß und nervös in einem ihrer Bücher blätterte. Heute las Corinna in einer Buchhandlung in der Hauptstadt aus ihrem Buch: „Rapunzels Tod“. Und sie, Rita Krämer, die kleine Altenpflegerin, war dabei! Ein Platz in der ersten Reihe war für sie reserviert! Ritas Augen hingen an Corinnas Lippen. Ihre Haare standen nicht vom Kopf ab, ihr Outfit war perfekt. Sie hatte sich ein dezent blaues Kostüm, eine weiße Bluse und braune Schuhe mit hohen Absätzen angezogen, in denen sie wie ein Storch im Salat daherkam. Ihre Zehen begannen zu schmerzen, aber Rita ignorierte es. Was war ein kleiner Schmerz im Zeh gegen dieses Ereignis!
„In den Archiven der Stadt wird zu lesen sein: Die Verfasserin von vielen wunderbaren Romanen, die uns unseren Alltag verschönerten und in Ewigkeit verschönern werden, wohnte in Zickenhausen, unweit unserer Hauptstadt. Sie hielt hier fabelhafte Lesungen ab und traf sich mit der Prominenz der Hauptstadt im Café: ‚Der letzte Dichter‘.“
Corinna blickte auf und lächelte. „Es wäre schön, wenn alle so denken. Das hier ist ein hartes gnadenloses Geschäft. Wer nicht mithalten kann, fliegt raus. Und wer nicht über das Leben in Biotopen oder über sexuelle Begegnungen schreibt, ist nicht im Trend. Den Kindern von heute muss man erklären, was ein Buch im herkömmlichen Sinne ist. Manche der Kleinen denken, es gäbe nur elektronische Bücher.“
„Sexuelle Begegnungen.“ Rita schüttelte angewidert den Kopf, sagte aber außerdem nichts dazu. Sie vermied dieses Thema, wo sie konnte. „Du meinst diese Ä-Books, die man aus dem Internet runterladen kann? Sind das die elektronischen Bücher?“ „Sie heißen E-Books“, korrigierte Corinna.
„Viele Schriftsteller sind durch ihre Werke unsterblich geworden“, argumentierte Rita unbeholfen.
„Das war früher“, antwortete Corinna knapp und stand auf, ohne diese Bemerkung von Rita weiter zu kommentieren. „Ich muss mich auf meinen Platz setzen, die Lesung beginnt in fünf Minuten, und wenn ich Bücher verkaufen will, muss ich jetzt ran“, sagte sie.
Corinna ging mit schnellen Schritten zur Bühne. Ritas Kinnlade klappte nach unten, sie blinzelte nervös und sah ihr erstaunt hinterher. So offen hatte Corinna bis heute nicht über das Schreiben gesprochen.
Rita war trotz allem entzückt. Tränen der Rührung stiegen ihr in die Augen. „Es ist alles sehr feierlich“, sagte sie zu ihrer Nebensitzerin, einer älteren Dame. Sie trug einen großen schwarzen Hut, der einem Wagenrad ähnelte, auf dem Kopf. Ihre dezentblaue Kostümjacke war mit eckigen goldfarbenen Knöpfen verziert. Als sie Ritas Worte hörte, erschien auf ihrem faltigen Gesicht ein hochgebildeter Ausdruck, wie Rita fand. Sie zog die kleine spitze Nase ein wenig nach oben, runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. „Eine derartige Lesung muss feierlich abgehalten werden. Neulich war ich bei der Vorstellung des Buches: „Die Panik in Mamas Ärmel“. Das war sehr interessant. Eine formvollendete Lesung“, sagte sie und sah Rita Beifall heischend an. Rita nickte. Sie fühlte sich nicht imstande, diese Unterhaltung weiterzuführen. Von diesem Buch hatte sie nichts gehört. Diese Frau war gebildeter als sie. Bestimmt hatte sie eine ganze Bibliothek und die dazugehörigen Namen der Schriftsteller in ihrem Gedächnis. „In der Pause gab es kostenlosen Sekt und Häppchen“, ergänzte die Dame mit funkelnden Augen.
Rita hätte sie gerne gefragt, ob sie wegen des Sektes dorthin gegangen war. Doch sie presste die Lippen zusammen und verzichtete auf diese Frage.
Über die Autorin:
Heidrun Böhm, geb. 1953 in Albstadt war Mitglied der Autorengruppe Zimmerer in Albstadt. In Zusammenarbeit mit der Autorengruppe, Lesungen, Veröffentlichungen von und in Anthologien.
1986: erster Preis f.d. beste satirische Kurzgeschichte „Nächstenliebe“
Theodor Greiner Literaturpreis Reutlingen.
Beruf: Altenpflegehelferin.
Hobby: Schreiben, Lesen, Wandern, Reisen.
Ich veröffentliche in Verlagen - Meine E-Books veröffentliche ich bei Bookrix.
An meinem neuen Buch habe ich ein Jahr gearbeitet. Zwischendurch sind wieder viele Kurzgeschichten entstanden, die veröffentlicht wurden.
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