Kennst du den? Was heißt auf Italienisch „Schnellkochtopf“? Die Antwort löst herzliches Gelächter oder gähnendes Stöhnen aus, je nach Veranlagung. „Garibaldi“ ist die Antwort. Nur für die völlig Unerfahrenen: Aus dem Namen des berühmten italienischen Freiheitskämpfers kann man die deutschen Worte „garen“ und „bald“ herausverstehen. Ein Witz funktioniert, wenn ein Wort oder eine Situation eine unerwartete neue Bedeutung bekommt. Das plötzliche Verstehen dieser neuen Bedeutung löst Erheiterung aus. Wenn diese neue Bedeutung auch noch etwas Anzügliches hat, umso besser. Mindestens die Hälfte aller Witze ist nämlich anzüglich und bedient zudem eine Prise Schadenfreude und eine gute Portion Voyeurismus bei Erzählern und Zuhörern.
Die meisten Witze beruhen auch auf einer Art Kalauer, nämlich auf dem lustvollen und vorsätzlichen Verwechseln von ähnlich klingenden Wörtern oder Namen. Das Kalauerhafte funktioniert beim Witz mit fremdsprachlichen Wörtern besonders gut, und zwar aus dreierlei Gründen: Erstens kann man seine eigene Unzulänglichkeit bei Fremdsprachenkenntnissen durch ein befreiendes Wortspiel aufs Korn nehmen. Zweitens kann man scherzhaft die deutsche Aussprache anderer Völker nachahmen. Und drittens hat man sofort viel mehr Bilder im Kopf als sonst, und zwar vor allem die stereotypen Bilder, die ein anderes Land und dessen Sprecher in uns hervorrufen. Bei „Hing am Hang“ denkt man nicht nur an einen Bergsteiger, sondern malt sich vielleicht einen chinesischen Extremkletterer auf einem steilen Karstberg aus, der in eine brenzlige Situation geraten ist.
Viele Zeitgenossen rümpfen die Nase über solche Sprachkalauer oder geben ein distanziertes hüstelndes Erstickungslachen von sich. Einige, weil sie lieber heimlich lachen und nicht zugeben wollen, dass sie den Witz eigentlich doch lustig finden, andere weil sie aufgrund ihrer Geradlinigkeit den Witz nicht verstehen oder verstehen wollen und andere wiederum, weil sie meinen, man mache keine Witze über andere Völker, Kulturen und Sprachen.
Diesen Bedenkenträgern sei entgegnet, dass diese Witze auf keinen Fall dazu gedacht sind, irgendwen herabzuwürdigen oder sich über jemanden lustig zu machen. Wenn man sich überhaupt über jemanden lustig macht, dann vielmehr über die stereotypen Vorstellungen, die man selbst als Deutscher womöglich über die chinesische, die russische oder die arabische Sprache hat. Und diese Stereotypen sind oft falsch (z.B. die Vorstellung, dass es im Chinesischen oder Japanischen kein R gibt), viele andere aber meistens einen wahren Kern, zum Beispiel wenn es um typische Endungen von Nachnamen im Russischen, Serbischen, Armenischen oder Italienischen geht.
Man kann also durch Sprachwitze sogar etwas dazulernen. Aber dieses Büchlein will in erster Linie unterhalten und den Lesern ein paar Schmunzler und Lacher auf die Lippen zaubern. In dieser Sammlung sind die berühmtesten Sprachwitz-Kalauer des deutschsprachigen Raums zusammengestellt. Natürlich gibt es noch viel mehr Sprachwitze und längst nicht alle Sprachwitze sind schon erfunden worden. Von daher kann dieses Büchlein nur ein erster lustiger Schritt sein.
Sören Santuzzo
Die besten Sprachwitze: Klassiker der Fremdsprachen-Kalauer
Sprachenstadt Verlag, Mai 2023
ISBN 979-8398299748