Arbeitsmediziner zum Start ins neue Ausbildungsjahr: Lehrlinge brauchen besondere Aufmerksamkeit – ein Thema mit vielen Facetten
Karlsruhe, 7. September 2010. Der Schritt ins Arbeitsleben stellt für junge Menschen etwas Besonderes dar: Das erste Geld zu verdienen und etwas völlig Neues zu lernen, ist aufregend, aber gerade für Auszubildende ist die Umstellung von der Schule zum Job „nicht ohne“. Und egal, welche Fachrichtung die Berufsanfänger eingeschlagen haben, ein Thema betrifft sie alle: der Gesundheitsschutz.
„Gesundheitsschutz bei der Arbeit ist Inhalt in den meisten Lehrplänen des ersten Ausbildungsjahres“, sagt Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Präsidiumsmitglied im Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), „und das ist sehr sinnvoll.“ Jeder dritte Arbeitsunfall passiert einem unter 30-Jährigen. In Berufsschulen und Ausbildungszentren unterweisen deshalb Arbeitsmediziner die Azubis beispielsweise darin, wie man den Rücken beim Heben, Tragen und Sitzen schont und wie sich eine falsche Körperhaltung auf die Gesundheit auswirkt. „Dies geschieht nicht durch einen ermüdenden Vortrag“, so Dr. Wahl-Wachendorf, „sondern durch den Einsatz diverser Medien und praktischer Übungen“. Doch nicht nur ergonomische Fragen spielen eine Rolle. Betriebsärzte klären die Jugendliche auch über legale und illegale Drogen auf und gehen dabei auf deren persönliche Erfahrungen ein. Manche Arbeitgeber helfen ihren Mitarbeitern, von der Nikotinsucht loszukommen. Besonderen Anreiz bieten spezielle Nichtraucherevents und Wettbewerbe. Betriebsärzte entwickeln so schon bei den Lehrlingen ein umfassendes und präventives Verständnis von Gesundheitsförderung.
Jeder Beruf birgt sein eigenes Gesundheitsrisiko
Ob Industriemechaniker, Handwerker wie Tischler oder Dachdecker, Medizinscher Fachangestellter, Verkäufer, Chemielaborant, Fachinformatiker, Friseur oder Hotelfachmann – jede Berufsgruppe birgt ihre eigenen Gesundheitsrisiken. So treten Kontaktallergien häufig bei angehenden Friseuren oder Chemielaboranten auf, allergische Erkrankungen der Atemwege bei Tischlern oder Bäckern. „Wir vermitteln den Auszubildenden anhand von praxisnahen Beispielen, wie gesundes und sicheres Arbeiten aussieht, wie sie sich schützen können und worauf sie achten müssen. Denn Vieles hängt vom angemessenen Verhalten ab“, so das VDBW-Präsidiumsmitglied. Berufsanfänger verdienen ihrer Meinung nach besondere Aufmerksamkeit. Unternehmer, Führungskräfte und Betriebsärzte haben eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber ihren Auszubildenden. „Lehrlinge sind naturgemäß in einigen Punkten der Gesundheit und Sicherheit unaufmerksam, weil es ihnen an Routine mangelt und ihr Fokus komplett auf dem neu zu Erlernenden liegt. Sie müssen deshalb richtig eingewiesen und betreut werden“, betont Dr. Wahl-Wachendorf. Dies ist eine Investition in die Zukunft: Denn es werden die Weichen für das lebenslange präventive Verhalten der „Chefs von morgen“ gestellt.
Aufklärung über Lärmbelästigung stößt auf offene Ohren
Keineswegs eine Frage des Alters ist das Thema Schwerhörigkeit. Clubmusik, MP3-Player und iPod sowie Konzertbesuche schädigen auch bei jungen Menschen das Gehör nachhaltig. „Viele Berufe setzen ein völlig intaktes Gehör voraus, doch schon viele Auszubildende haben massive Gehörschäden“, betont Dr. Wahl-Wachendorf. Nicht nur ein extrem hoher Lärmpegel ist gesundheitsgefährdend, und es sind auch nicht immer nur die Ohren betroffen. Ständige Lärmbelästigung behindert die Kommunikation, lenkt ab, mindert die Leistungsfähigkeit und erhöht das Unfallrisiko, wenn etwa Warnsignale überhört werden. Vor allem die psychische Belastung durch Lärmstress wird oft verkannt. Mit dem Geräuschpegel steigen auch Stress, Schlafstörungen und Blutdruck und damit das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bis hin zur unheilbaren Schwerhörigkeit. Über all dies und den richtigen Gehörschutz werden die Azubis durch Betriebsärzte informiert. Und auch die Arbeitgeber werden immer wieder von den Arbeitsmedizinern auf Missstände und deren Behebung hingewiesen.
Dr. Wahl-Wachendorf: „Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, dass gesunde Mitarbeiter und eine sichere Arbeitssituation auch dem Unternehmen nützen. Viele Jahre arbeiten und dabei gesund bleiben, will sicherlich jeder. Man sollte also schon in den ersten Berufsjahren vorbeugen: auf sich und seine Gesundheit achten und die Angebote des Betriebs nutzen, beispielsweise auch die arbeitsmedizinische Vorsorge. Das erhöht die Chance, auch Berufe mit gesundheitlichen Belastungen unbeschadet auszuüben.“ Jeder Berufsanfänger sollte die Vorsorge beim Betriebsarzt nutzen, sich über seinen eigenen Gesundheitszustand im Zusammenhang mit seiner Arbeit ein genaues Bild machen.
Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) ist der Berufsverband deutscher Arbeitsmediziner und der größte arbeitsmedizinische Fachverband Europas. Er vertritt seit 60 Jahren die Interessen seiner rund 3.000 Mitglieder. Zu den Aufgaben des VDBW gehör