(ddp direct) Ob die Energiewende mit Erfolg realisiert werden wird, hängt entscheidend davon ab, ob der energetische Umbau von Städten und Siedlungen gelingt. Dafür müssen nicht nur technologische Fragen gelöst, sondern auch wirtschaftliche und soziale Faktoren, bis hin zu kulturellen Transformationsprozessen berücksichtigt werden. Der 5. Internationale und wissenschaftliche Kongress Bauhaus.SOLAR, der mit rund 250 Teilnehmern aus 9 Ländern vom 13. bis 14. November in Erfurt stattfand, hat diese komplexen Herausforderungen eingehend beleuchtet und praktische Lösungen diskutiert.
Dass die Energiewende nicht monolinear bzw. monokausal gelöst werden kann, betonte Prof. Dr. Harald Welzer (FUTRZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit). Ausgehend von der Analyse, dass sich seit der Industriellen Revolution eine expansive, rein auf Wachstum orientierte Wirtschaftsweise auch kulturell durchgesetzt hat, fordert er einen tiefgreifenden kulturellen Wandel hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft. Denn, so seine These, die Energiewende scheitert, wenn dabei einzig auf neue Technologien gesetzt wird. Ohne einen Mentalitätswandel wird sie nicht gelingen. Die Akzeptanz in der Gesellschaft hatte auch Lars Krückeberg (GRAFT Architekten) im Blick: Die Teilnahme der Bevölkerung wird nur dann ausreichend vorhanden sein, wenn sie für die Energiewende begeistert werden kann. Nur so wird sich eine von Nachhaltigkeit geprägte Moral entwickeln. Wer stattdessen mit erhobenem Zeigefinger argumentiert, wird die Menschen nicht dauerhaft erreichen. Auch muss die Politik aufmerksamer werden für Initiativen und neue Ideen aus der Gesellschaft. Es geht weniger um ein Mitnehmen der Bevölkerung, als darum, sie ernst zu nehmen.
Nachhaltigkeit ist Teamsache: Nicht ein Spezialist allein kann diese komplexe Aufgabe lösen. Wichtig ist das interdisziplinäre Zusammenspiel von Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die richtigen Schlüsse aus dieser Erkenntnis zu ziehen, ist nun gefragt. Sinkende Preise für PV-Technologie bringen auch große Chancen mit sich: Neue Märkte öffnen sich. Hier bieten sich Ingenieuren, Planern und Architekten vielfältige Möglichkeiten für neue Produkte und Konzepte gebäudeintegrierter Photovoltaik. Aber auch die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen dafür zu verbessern, stellt Dr. Hubert Aulich, Vorsitzender von SolarInput e.V., fest. Gleichermaßen wird es immer wichtiger, das Umfeld der Gebäude in die Konzepte mit einzubeziehen bis hin zu Stadtquartieren oder der gesamten Siedlungsstruktur. Nicht zuletzt sollte die Energie intelligent, möglichst am Ort ihrer Erzeugung genutzt werden. Ein teurer Netzausbau und die kostenintensive Übertragung wird so vermieden. Auf dem Weg dorthin konnte der diesjährige Kongress einen wichtigen Beitrag leisten.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Ausbildung des wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Nachwuchses. Prof. Dr. Karl Beucke, Rektor der Bauhaus-Universität Weimar betonte: Themen mit einem starken Bezug zu energetischen Fragestellungen werden von unseren Studierenden zunehmend eingefordert. Darauf reagiert die Bauhaus-Universität Weimar mit entsprechenden Lehrangeboten und der Erweiterung ihres Personals in diesem Bereich. Das wissenschaftliche Fundament wird dabei durch deutschlandweit und z. T. international vernetzte Forschungs- und Entwicklungsprojekte gebildet und das nützt den Thüringer Universitäten aber auch dem hiesigen Wirtschaftsstandort. Öffentliche Veranstaltungen wie z.B. der Bauhaus.SOLAR Kongress dienen in idealer Weise dazu, den notwendigen Dialog zwischen beteiligten Architekten, Ingenieuren, Vertretern von Wirtschaft und Politik und grundlagenorientierten Wissenschaftlern zu fördern.
Nichts weniger als eine Revolution sei das neue Konzept Sol2ergie, das Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut (ETH Zürich) am zweiten Tag des Kongresses vorstellte. Es ist ein innovatives Speichersystem, das die Energie der Sonne in 450 m tiefen Erdschichten abspeichert, wenn es zu viel von ihr gibt und sie von dort zurückholt, wenn sie benötigt wird. Diese Null-Emissions-Architektur basiert auf vier Komponenten: Hybridkollektor, saisonaler Wärmespeicher, Niederhubwärmepumpe und Niedertemperaturheizsystem. In den vergangenen fünf Jahren wurden die zum System zusammengebauten Technologien als Prototypen entwickelt und werden nun von der Industrie zur Serienreife gebracht.
Was für Neubauten möglich ist, ist jedoch für Bestandsgebäude oft ungeeignet bzw. nicht wirtschaftlich umzusetzen. Welche Rolle die Nutzung der Solarenergie bei der Sanierung von Wohnsiedlungen und in historischen Stadtkernen mit denkmalgeschütztem Gebäudebestand dennoch spielen kann, wurde in mehreren Vorträgen ausführlich diskutiert. Ganz deutlich wurde dabei, dass es hier keine Patentrezepte gibt bzw. geben kann. Lösungen müssen und können für jeden Einzelfall gefunden werden. Auf großes Interesse stießen neben anderen auch die Vorträge zur Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen, der Berechnung der Gesamteffizienz von Städten und dem intelligenten Energiemanagement von Häusern und Siedlungen.
Veranstalter der Bauhaus.SOLAR-Kongressreihe ist der Thüringer Solarbranchenverband SolarInput. Wissenschaftlicher Partner ist die Bauhaus-Universität Weimar, als weitere Partner unterstützen die Thüringer Energie- und Greentech-Agentur (ThEGA) und die Messe Erfurt. Veranstaltungsort ist die Messe Erfurt. Weitere Informationen sowie Details zum Bauhaus.SOLAR AWARD gibt es im Internet unter < **bauhaus-solar*. title= *bauhaus-solar*. >*bauhaus-solar*.</a>
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Jana Liebe
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