„Figur pur: 4 Positionen – 4 Künstler“ heißt die Ausstellung im Tiefparterre der Kunsthalle Schweinfurt. Bis zum 11. März 2012 sind dort Werke von Bildhauern und Malern zu sehen, die alle schon verstorben sind. Es handelt sich um Bernhard Graf Bylandt-Reydt, Ferdinand Lammeyer, Richard Lindner und Heinrich Kirchner.
Bernhard Graf Bylandt-Rheydt wurde 1905 in Magdeburg geboren und starb 1998 in Aschach bei Bad Kissingen, wo er bis ins hohe Alter als Steinbildhauer tätig war. Seine Jugend verbrachte er an der Samlandküste Ostpreußens und in Königsberg. Von seinem 15. bis 19. Lebensjahr war er an der Kunstakademie Breslau (Schlesien) Schüler in der Malklasse von Professor Eduard Kaempffer. Anschließend malte er als freier Maler Bildnisse und kopierte in Berliner und Münchener Museen. Nach seiner Rückkehr in das Elternhaus im Jahre 1930 arbeitete er nur noch als Bildhauer. Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts lebte Graf Bylandt-Rheydt in Kärnten und dann in Wien. In dieser Schaffensperiode galt seine Vorliebe dem Eisen, aus dem er Statuetten schmiedete, um zu einer vereinfachten Formensprache zu gelangen. Von Juni 1945 bis zum Jahre 1958 wohnte er in Chieming am Chiemsee und arbeitete etwa 10 Jahre in Kiesgruben. Grundlegend änderte sich sein Leben infolge der Berufung als Professor der Bildhauerklasse an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Ein Zimmer in einer ehemaligen Kaserne, in der die Akademieräume provisorisch untergebracht waren, ersetzte den freien Himmel, unter dem in den letzten Jahren sein Arbeitsplatz war. Es entstanden zahlreiche bedeutende Kunstwerke bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1970 und anschließend in Aschach, einem Gemeindeteil von Bad Bocklet, wohin sich nach einem bewegten Künstlerleben einer der hervorragenden Bildhauer der letzten sechzig Jahre zurückzog.
Unverwechselbar sind seine aus Granit geschlagenen Figuren. Graf Bylandt-Rheydt „liebt und sucht den Widerstand der Materie, die ihm das Arbeiten nicht leicht macht. Und er liebt die Farbigkeit der Steine. ... Seine Arbeiten wirken selbstverständlich, sind Symbole des Seins. Und es entspricht ihrer Zeichen-Würde, daß sie sich uns ohne Pathos und ohne Gestikulation darbieten. Wir verweilen, fühlen uns geborgen. Wir werden still, wie es die Steine sind und lauschen zu ihrer Natur, zu ihrem Wesen, zu ihrer Ordnung hinüber. Es sind Skulpturen, deren Formen so prägnant und in die gewachsene Steinnatur so eingewachsen sind, daß jedermann sie übersehen kann, der keinen Nerv für sie hat. Die menschliche Gestalt wird aus dem Stein erweckt mit dem geringstmöglichen Eingriff in die Naturform: ein paar Rillen, einige Kerben, die Abschnürung des Kopfes, die Vertiefung einer natürlichen Abwinkelung – und die Figur wird deutlich. Liegende, Hockende, Gelagerte und Sitzende entstehen so und bleiben noch immer naturhafte Steine...“
Dr. Herbert Schultheis
Literaturhinweise (nähere Hinweise **drhschultheis* rel= nofollow >**drhschultheis* ):
Bylandt-Rheydt Bernhard Graf von: Vision in Stein. Mit einem Vorwort von Erich Herzog und Beiträgen von Ulrich Gertz und Wilhelm Neufeld. Ca. 100 S. Farb- und SW-Abbildungen.
Schultheis Herbert: Bad Bocklet – Geschichte der Ortsteile Aschach und Großenbrach. Ca. 429 Seiten. Farb- und SW-Abbildungen. PP. (= Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens, Band 6). „Ein Werk, in das sich zu linsen lohnt“, kommentierte die „Saale-Zeitung“ (Bad Kissingen) dieses Buch.