Neue Organisatoren und neue Ziele
Wie eingangs erwähnt, waren die letzten Jahre hinsichtlich des Zwecks der Cyberattacken recht überschaubar, ging es doch größtenteils um Geld. Das Auftreten von Stuxnet allerdings läutete eine neue Ära ein, denn hier wurden gewisse moralische und technische Grenzen überschritten. Die Angriffe des Wurms haben der ganzen Welt eindrucksvoll gezeigt, dass es Cyberwaffen gibt, denen man nicht ohne Weiteres, ganz im Gegenteil nur mit äußerster Anstrengung Widerstand leisten kann. Nachdem die erste Stuxnet-Welle für die Cyberkriminellen so erfolgreich gelaufen ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass zukünftig auch Cyber-Nachrichtendienste und kommerzielle Unternehmen ihr Wissen und ihre Möglichkeiten in Stuxnet-ähnliche Programme stecken werden. Traditionelle Cyberangriffe werden natürlich nach wie vor Standard sein und somit die Basis der Kriminalität im Web bilden. Der normale Nutzer wird auch höchstwahrscheinlich nicht von Stuxnet-artigen Schädlingen betroffen sein. Das Szenario wird vielmehr einem unsichtbaren Kampf gleichen, dessen Episoden nur äußerst selten und wenn, dann zufällig ins Blickfeld der Massenmedien geraten. Die meisten Opfer werden daher nie erfahren, wie und von wem ihnen Schaden zugefügt wurde. Dabei ist die Rede noch nicht einmal unbedingt von Cyberspionage, wie Stuxnet sie betrieben hat. Das generelle Ziel dieser Art von Angriffen werden Informationen jeglicher Art sein.
Stuxnet hat eine neue Ära der Cyberbedrohungen eingeläutet. Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung im Jahr 2011 nur ihren Anfang nimmt und erst in den darauffolgenden Jahren zur vollen Entfaltung kommt. Allerdings ist schon jetzt klar, dass durch diese neue Qualität der Attacken und derer, die sie vorbereiten, der Kampf gegen Cyberbedrohungen wesentlich schwerer wird.
Spyware 2.0
Die Zeit ist reif für ein neues Konzept: Spyware 2.0 löst das alte Konzept der Malware 2.0 ab.
Neben Spamversand und Organisation von DDoS-Attacken besteht die Hauptfunktionalität moderner Schadprogramme im Diebstahl von Anwender-Accounts. Im Fokus stehen hier Banken, E-Mail, soziale Netzwerke und vieles mehr. Doch Account-Daten sind bei Weitem nicht alles, und vor allem nicht das Wertvollste, was beim Anwender zu holen ist. Im Jahr 2011 erwarten wir eine neue Klasse von Spionageprogrammen, deren Funktionalität schlicht und einfach darin besteht, alles zu stehlen, was es zu stehlen gibt. Diese Art der Spyware wird sich für den Anwender selbst interessieren – Wohnort, Arbeit, Hobbys, Bekannte, Familienstand und Familie, Haarfarbe, Augenfarbe, Dokumente, Fotos und so weiter. Nichts auf dem infizierten Computer wird vor ihnen sicher sein.
Derartige Daten werden schon jetzt von sozialen Netzwerken und Verkäufern von Internetwerbung gesammelt, denn der Markt dafür existiert. Und wo ein Markt ist, gibt es Nachfrage, lässt sich Geld verdienen. Dabei ist die weitere Verwertung dieser Daten nicht einmal wichtig. Die Hauptsache bei Nachfrage und Angebot besteht darin, dass sich hier Cyberkriminellen eine neue Einnahmequelle eröffnet.
Informationen sind der größte Wert in der heutigen Zeit. Der Interessensbereich derer, die solche Angriffe initiieren, wird sich signifikant erweitern. 2011 wird also auch das Jahr von universellen Allround-Dieben werden
Cyberkriminelle haben in den letzten Jahren einen regelrechten Professionalisierungsprozess durchlaufen. Früher waren neben den Heimanwendern ausschließlich Finanzinstitute und verschiedene Bezahlsysteme für die Cyberkriminellen attraktiv. Heute sind sie technisch so weit fortgeschritten, dass sie sich auf den Markt der Industriespionage, des Betrugs und der Erpressung vorwagen können.
Zusammenfassung der Haupttrends 2011
Der Ausblick auf das Jahr 2011 lässt Schlimmes ahnen. Sicherlich war zu erwarten, dass Cyberkriminalität nicht abnehmen wird – aber nun erreichen die Attacken eine neue Qualität und wir sehen uns einer neuen Professionalität der Cyberkriminellen gegenüber. Hier die Tendenzen im Überblick:
Bei der Entwicklung von Schadprogrammen und der Organisation von Cyberattacken treten neue, professionellere Spieler auf den Plan.
Schädliche Programme werden nicht mehr nur entwickelt, um damit Geld zu verdienen, sondern vermehrt, um Informationen jeglicher Art zu erhalten.
Informationen werden zum Hauptziel von Cyberattacken und gleichzeitig zu einer neuen Einnahmequelle der traditionellen Cyberkriminalität.
Sicherheitslücken gehören weiterhin zu den wichtigsten Methoden zur Durchführung von Cyberattacken, wobei sowohl das Spektrum der Schwachstellen erweitert als auch die Ausnutzungs-Geschwindigkeit erhöht werden.
Mit Spyware 2.0 wird eine neue Klasse von Schadprogrammen auf den Diebstahl von persönlichen Anwenderdaten (Identitätsdiebstahl) spezialisiert sein, aber auch auf den Diebstahl von allen nur erdenklichen Daten.
Spyware 2.0 wird nicht nur ein Werkzeug in den Händen der traditionellen Cyberkriminellen sein, sondern auch von den neuen Profis für Attacken eingesetzt werden.
Unternehmen werden vermehrt Opfer von Cyberkriminalität werden.
Das KSN ist eine der wichtigsten Funktionen bei den Produkten für Privatanwender, und Kaspersky Lab arbeitet derzeit an der Integration des Systems in seine Unternehmenslösungen.
Mit Hilfe des Kaspersky Security Network können die Kaspersky-Experten in Echtzeit auf neue Schadprogramme reagieren, für die noch keine Signaturen vorliegen, und die noch nicht heuristisch erfasst sind. KSN macht es möglich, die Verbreitungsquelle von Schadprogrammen im Internet zu lokalisieren und diese für die Anwender zu sperren.
Gleichzeitig verbessert das KSN die Reaktionszeit auf neue Bedrohungen entscheidend. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann die Ausführung eines neuen Schadprogramms auf den Computern der KSN-User innerhalb weniger Sekunden nach Feststellung seines schädlichen Charakters blockiert werden. Anders als bisher ist eine Aktualisierung der Antiviren-Datenbanken dafür nicht mehr nötig.
Der Artikel und Zitate daraus dürfen unter Nennung des Unternehmens Kaspersky Lab sowie des Autors frei veröffentlicht werden.
Quelle:
Kaspersky Lab