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26.04.2024

Bauen mit Holz - Wohlfühlklima und Klimaschutz
Auch der Städtebau kann dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. So gewinnt der Baustoff Holz in der Stadt immer mehr an Interesse. Bietet er doch Gelegenheit, im urbanen Raum eine Art zweiten Wald und damit einen natürlichen CO2-Speicher anzulegen. Kreative Architekten, experimentierfreudige Holzbauunternehmen und Wohnungsbaugesellschaften entwickeln neue Möglichkeiten für mehrgeschossige Gebäude, die den aktuellen Vorschriften zu Statik, Brand- und Schallschutz entsprechen. Sie alle bekamen beim Symposium Urbaner Holzbau am 19. November 2013 im Alten Münchner Rathaus ein Forum. Vorgestellt wurden ganz unterschiedliche Modelle, Holz beim Bauen in der Stadt einzusetzen.
Das durch die Internationale Bauausstellung in Hamburg derzeit wohl berühmteste mehrgeschossige Holzgebäude ist der „Woodcube“ in Hamburg. Bauherr Matthias Korff will mit diesem Projekt zeigen: Man kann mit reinem Holz mehrgeschossig bauen, ganz ohne Schadstoffe, ohne Lack und ohne Leim.
Das Prinzip des Woodcubes: Aus einem Beton-Fundament wächst ein Treppenhauskern mit Aufzugsschacht, ebenfalls aus Beton. Außenwände, Decken und Balkone bestehen aus Vollholz. Holz, das nach Manier der Altzimmerleute im Winter, der „saftruhenden“ Phase, geschlagen wurde. Laut Korff werden die luftgetrockneten Stämme in einer energieautarken Produktionsstätte aufgesägt, die Bretter dann schichtweise horizontal, vertikal und diagonal übereinander gelegt. Diese Wand- und Deckenpakete von 30 bzw. 20 cm Dicke werden durchbohrt. In die Löcher treibt man „untertrocknete“ Buchendübel von 2 cm Durchmesser. Diese werden während der Prozedur mit einer fermentierten Flüssigkeit aus Quark, Soda und Kalk besprüht, quellen dadurch auf und verwachsen wie Äste mit den Wandelementen.
Für den Woodcube wurden auf diese Art 700 Kubikmeter Holz verbaut. Nach Korffs Angaben hat man alle Bauteile innerhalb einer Woche vorgefertigt. Alle Bauteile für fünf Stockwerke mit 80 bis 190 qm großen Wohnungen – darunter Penthouse-, Maisonette- und barrierereduzierte Wohnungen.
Die luftdicht verpackt wurden. Laut Lüftungsverordnung wäre damit eigentlich eine Lüftungsanlage erforderlich, um den durch Mensch und Zimmerpflanzen erzeugten Wasserdampf – bei einer dreiköpfigen Familie etwa 8 Liter pro Tag – abzutransportieren. Der Woodcube kommt laut Korff dennoch ohne aus. Die Holzwände seien zwar luftdicht und ließen keine Wärme entweichen, verhielten sich dennoch diffusionsoffen. Dies stelle er – Korff wohnt mit seiner Familie im Modellhaus - z.B. beim Duschen fest. Dabei beschlage der Spiegel nicht. Die Holzwand nehme sofort die Feuchtigkeit auf, speichere sie und gebe sie bei trocken gewordener Raumluft wieder zurück. Überschüssige Feuchtigkeit diffundiere nach draußen. Schimmelprozesse seien daher nicht zu befürchten.
Auch der Brandschutz sei gewährleistet. Das hätten Abbrandversuche mit Vollholz gezeigt. Prof. Dr. Klaus Richter von der TU München erklärt das Prinzip: „Holz brennt nie voll durch, sondern bildet eine entsprechende Kohleschicht, so dass Sicherheitsaspekte nach dem Brand bei Holzbauten besser gegeben sind als bei Stahlbauten oder Betonbauten, die sehr schnell einbrechen.“
Eine einheitliche Linie zum Thema Brandschutz sucht man in deutschen Behörden derzeit jedoch vergeblich, was die Bau-Verantwortlichen viel Zeit, Geld und Nerven kosten kann.
Dass der Werkstoff Holz auch im Sozialen Wohnungsbau in großem Umfang eingesetzt werden kann, will das Projekt „City of Wood“ in Bad Aibling zeigen. Auf einem ehemaligen US-Areal werden die derzeit höchsten Holzhäuser Deutschlands gebaut. Ausgefeilte Planung, ein hoher Anteil an Vorfertigung und optimierte Prozesse mit einem funktionierenden Schnittstellen-Management sind Voraussetzung für einen kostengünstigen mehrgeschossigen Holzbau, so Dr. Ernst Böhm, Geschäftsführer des Wohnungswirtschaftsdienstleisters B&O, Bauherr des Projekts in Bad Aibling. Böhm nennt einen Mietpreis von 10 € pro Quadratmeter, für den eine Wohnung in einem mehrgeschossigen Haus aus Holz angeboten werden könne.
Der urbane Holzbau ist demnach zu bezahlbaren Preisen möglich. Dass der Baustoff Holz für ein angenehmes Raumklima sorgt, das die Konzentrationsfähigkeit fördert und Aggressionen hemmt, scheint eine Studie des Grazer Mediziners Prof. Dr. Maximilian Moser zu belegen. Ein weiteres Argument für den Holzbau in der Stadt, wo die Menschen auf engem Raum zusammenleben.
Räume für ein friedlicheres Miteinander schaffen, CO2 in großen Mengen binden und sogenannte graue Energie sparen, die bei der notwendigen Entsorgung riesiger Halden konventionellen Bauschutts verbraucht wird. All das kann der Holzbau leisten. Nur eines sollte man beachten, mahnt der Holzwissenschaftler Richter:
„Wir dürfen auch nicht das Holz in der Bauanwendung zu stark belasten, also diese klassische Holzschutzüberfrachtung ist ein Nachteil, weil das die nachfolgenden anderen Nutzungsmöglichkeiten, nämlich der Kaskadennutzung – nach der Nutzung als Baustoff noch Brennstoff oder Möbelteil zu werden - die würden durch eine starke Überfrachtung mit toxischen Stoffen natürlich abgemindert oder verhindert. Das gilt es zu vermeiden. Und hier braucht es ein Bewusstsein, eine Detailorientierung aller in dieser Wertschöpfungskette Involvierten, damit keine Potenziale für diese wertvolle Ressource verspielt werden.“

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