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24.04.2024

Katrin die Altenpflegerin und eine traurige Wahrheit
Im Zusammenhang mit meiner passiven politischen Arbeit kam ich in ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit der examinierten Altenpflegerin Katrin in Berlin. Katrin arbeitet schon 3 Jahrzehnte in diesem wahrhaftig harten Job. Vor zehn Jahren, in der Zeit der Schröderregierung und der Einführung der Agenda 2010, begann ein Martyrium für Schwester Katrin und ihre Kolleginnen und Kollegen. Die Pflege der alten Leute unseren Eltern, Großeltern und kranken Menschen verkam zum Rationalisierungs- und Privatisierungsobjekt von geldgeilen, skrupellosen Geschäftemachern.

Heute 2010 geht diese makabre Rationalisierung und Privatisierung in ihre Endphase und niemand, aber auch niemand hat sich dieser skandalösen Entwicklung in den Weg gestellt. Gestern hat sich einer gemeldet: "Verdi-Chef Frank Bsirske vergleicht die Zustände in deutschen Altenheimen mit denen in Flüchtlingslagern. Auch ein höherer Mindestlohn könnte dazu beitragen, der Pflege einen höheren Stellenwert zu geben". Der Mann hat keine Ahnung um was da geht. Was hat ein Flüchtlingslager, aber auch nur annähernd mit einem Altenpflegeheim zu tun?

Es ist geradezu absurd, dass Leute wie Herr Bsirske, die diese Zustände schon lange kennen, neben den staatlichen und halbstaatlichen eingeschlossen die Karitasverbände und kirchlichen Betreiber mit ihren Privatisierungsorgien, die Hauptschuldigen an dem heutigen Desaster hätten einschreiten und bremsen müssen.

Die Privatisierung der Altenpflege ist fast komplett zum Geschäft mit alten hilflosen Menschen und dem hilflosen Pflegepersonal geworden. Beide hatten und haben keine Lobby.

Katrin hat mir die Geschichte ihrer letzten zehn Jahre in der Altenpflege erzählt, eine Geschichte voller Tränen, Schmerzen und Machtlosigkeit. Ich habe 6 Jahre meines Lebens in der Dritten Welt verbracht und hatte Einblick in alle Lebenslagen, auch in die alter Menschen. Was bei uns, in diesem "Wohlstandsland der Superlative", mit den Alten und ihren Pflegern geschieht ist zweifellos für mich beispiellos.

Katrin betreut in ihrer Schicht ca. 24 alte Menschen, das ist eine Station mit alten Männern und Frauen, dabei helfen ihr 2 Pflegehelferinnen von denen meist eine wegen Krankheit oder Urlaub fehlt. Die alten Menschen sind zum Teil krank und bettlegerisch, sie können das Wasser nicht halten und machen alles in ihre Windeln, die mehrmals täglich gewechselt werden müssen. Windeln wechseln, waschen, baden, Verbände wechseln und die Versorgung mit Flüssigkeit und Essen, das legen von Kathetern für flüssige Nahrung und die Medikamentirrung oral und intravenös sind Aufgaben von Katrin, die sie bewältigen muss.

Zuckerkranke alte Menschen mit Insulin spritzen, demenzkranke Menschen, die sich verlaufen haben zurückbringen und andere zur Toilette und wieder zurück auf ihr Zimmer und das alles wie am Fliesband das macht Katrin und ihre Hilfen täglich.

Das Essen bringen und vorher vorbereiten, Brote belegen, Tee und Kaffeekochen, Wasser und Säfte bereitstellen, das alles zur richtigen Zeit und wiederum abräumen und in die Küche zum Spülen bringen, spülen und wieder einräumen und Aufräumen, das macht alles Katrin und ihre Helfer, denn eine Küchenhilfe hat Katrin nicht. Ihre Papierarbeiten, wie Pflegeplan und alles was dazu gehört muss auch noch geschafft werden. Wie bringt Katrin das alles nur auf die Reihe? Und die Zimmerglocken läuten und läuten und immer wieder kommt etwas unvorhergesehenes dazwischen.

Was Katrin mir bis jetzt erzählt hat sind nur die absoluten Notwendigkeiten und die sind verständlicherweise schon nicht zu schaffen, da muss man kein Experte sein. Die Wohlfühlpflege ein Gespräch mit dem alten Menschen die Hand halten, wenn einer dieser Menschen von uns geht - Fehlanzeige. Das gibt es nicht, obwohl doch Katrin die Ausbildung zur Altenpflege und nicht zur Altenabfertigerin hat und es doch so gerne tun würde. Man darf Katrin das glauben, denn die Tränen stehen ihr bei ihrer Schilderungen des täglichen Abfertigungspensums am Bande in den Augen.

Ja, es ist so und nicht der Einzelfall, Es ist die Regel bei denen, die nur eine Pflegeversicherung haben und das sind wir alle, bis auf wenige, glücklichere Bessergestellte.

Für diese harte und Hochverantwortungsvolle Arbeit bekommt Katrin bei 170 Stunden im Monat ca. 1.500 Euro brutto ihr bleiben gerade mal 1.000 Euro netto. Ein Stundenlohn von ca. 8,83 Euro und Herr Bsirske und seine Gewerkschaft und alle Sozialisten haben gerade mal 8.50 Euro Mindestlohn durchgebracht. Ein Hungerlohn für humane Höchstleistung.

Bei den halbstaatlichen und kirchlichen Altenpflegeheimen werden ca. 2.300 Euro brutto monatlich gezahlt, 13,53 Euro die Stunde, doch sie befinden sich fast alle auf dem Wege der Privatisierung hin zu den Geschäftemachern, die aus dem Leid alter Menschen klingende Münzen gießen.

Es ist nicht nur der Lohn, der bei Katrin unangemessen ist. Es ist die Zeit, die ihr für ihre schwere Arbeit zur Verfügung steht, die Zeit für den Menschen. Von der Politik hat sie und die alten Menschen nichts zu erwarten, denn die befindet sich im Sparmodus und würde bestimmt auch gerne bei Katrin und ihren Patienten sparen.

Die von Ulla Schmidt so hoch gepriesene Kontrolle in der Altenpflege um Missbrauch durch Geschäftemacher vorzubeugen findet entweder nicht statt oder ist total korrumpiert. Ich bin kein Kommunist aber ich würde vorschlagen die Altenpflege wieder zurückzuführen in vorwiegend staatliche und halbstaatliche Träger um das Geschäft mit dem Leben alter Menschen ein für allemal zu beenden. Die Privatisierung in der Altenpflege ist unwürdig und verstößt zum Teil gegen die Menschenrechte oder besser das menschliche Dasein und ein humanes sterben.

Die Agenda 2010 von Herrn Schröder, Steinmeier und Hartz, mit der Zustimmung fast aller Fraktionen des Parlaments, hat mit ihren unsäglichen, unbefristeten Arbeitsverhältnissen, die in der Altenpflege bis auf Einzelfälle gang und gebe sind, die Altenpflege auf ein höchst unwürdiges, katastrophales Niveau gebrachte. Die Privatisierer haben das teuere, korrekt bezahlte Personal nicht so übernommen, sondern die Löhne in ihren neuen Verträgen mit Dollarzeichen in ihren Augen gedrückt.

Die permanente Erpressung der Altenpfleger/innen, durch die privaten Pflegeheime, mit dem Vorgaukeln einer Festeinstellung bei Höchstleistungen, hat diesen so humanen Beruf, auf den nicht verzichtet werden kann zum Schreckgespenst werden lassen.

Katrin, heute 55 Jahre, ist durch diese unmenschlichen Herausforderungen krank geworden und kann vielleicht nie wieder diesem schweren und aufopfernden Beruf nachgehen und wird mit ca. 600 Euro Rente leben müssen. Ich wünsche Ihr nicht, dass der Teufel sein Spiel macht und sie in einem dieser Heime der Verdammten landet und auch uns allen wünsche ich das.

Tun wir endlich etwas. Downladen sie unter "*weltversorgungsgesellschaft*" einen Text, der alles verändern kann.

Wolfgang Bergmann

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