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21:15 Uhr
19.04.2024

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informiert:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informiert:

LWL kürt Rauchgaskamin in Bestwig als
Denkmal des Monats - In Deutschland gibt es nur vier derartige Anlagen

Bestwig (lwl). Nur der nie ganz fertiggestellte Rauchgaskamin auf dem Steinberg im Bestwiger Ortsteil Ostwig (Hochsauerlandkreis) erinnert heute noch an die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Der Generaldirektor der Stolberger Gesellschaft wollte hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts das größte Industriezentrum Europas aufbauen. Daraus wurde wegen Rohstoffmangels nichts. Erhalten geblieben ist nur der Rauchgaskamin, von dessen Art es in ganz Deutschland nur noch vier Exemplare gibt. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Rauchgaskamin jetzt als Denkmal des Monats Mai ausgezeichnet.

"Dieser Kamin markiert ein wichtiges technik-, wirtschafts- und ortsgeschichtliches Zeitfenster in der Geschichte der Gemeinde Bestwig und des Ramsbecker Bergbauvereins zwischen 1854 und 1860", sagt LWL-Denkmalpfleger Christian Hoebel.

Hintergrund
Der ab 1854 gebaute Kamin, der wegen des Zusammenbruchs der Stolberger Gesellschaft nie in Betrieb ging, hätte dazu dienen sollen, die giftigen Abgase einer Schmelzhütte abzuleiten, die gemeinsam mit einer zweiten Hütte im benachbarten Ramsbeck 30.000 Tonnen Bleierz pro Jahr verarbeiten sollte. Da die Hütte, die eine Million Taler gekostet hat, im Tal stand, mussten die Abgase zunächst durch Abgasführungen, die so genannten Füchse, auf den Berg geleitet werden. Diese Füchse mit ihrem quadratischen Querschnitt waren in den Boden eingetieft und mit Bruchsteinplatten abgedeckt. Das System war zweizügig, so dass einer der "Füchse" vom Staub gereinigt werden konnte, während der andere in Betrieb war.

Die Abgasführung mündete schließlich auf dem Berg in den Rauchgaskamin, der die giftigen Gase in höhere Luftschichten abführen sollte. Der aus Bruchstein gebaute, leicht konisch zulaufende und nie vollendete Kamin hat eine Grundfläche von fünf mal fünf Metern, heute ist er noch neun Meter hoch.

Nach einer ersten Instandsetzung 1974 ließ die Gemeinde den Kamin 2009 erneut restaurieren, da die Witterung große Schäden am Bruchsteinmauerwerk und an den Fugen verursacht hatte. Um das Denkmal nicht nur als Zeitzeugen zu erhalten, sondern ihm auch eine weitere Funktion zu geben, wurde im Inneren eine stählerne Wendeltreppe eingebaut. So dient der Kamin heute Besuchern als Aussichtsturm mit Blick über das Elpetal und Ostwig.

In dem 140 Quadratkilometer großen Ramsbecker Revier, das erstmals 1518 urkundlich erwähnt wurde, wurden die vorkommenden Erze zu Blei, Zink und Silber verhüttet. Das Revier hatte für das kurkölnische Erzbistum eine so große Bedeutung, dass es 1559 die Bergfreiheit erhielt. Damit waren eine Befreiung von Abgaben und die Nutzung der Wasserkraft verbunden.

Nach einem wirtschaftlichen Auf und Ab setzte 1854 ein Entwicklungsrausch ein, als die Ramsbecker Gruben von der Stolberger Gesellschaft übernommen wurden. Doch die ehrgeizigen Pläne des Generaldirektors Henry Marquis de Sassenay brachen schon 1855 wie ein Kartenhaus zusammen. "Die Ergiebigkeit des Erzvorkommens war maßlos überschätzt worden", nennt Hoebel den Grund für den Zusammenbruch, bei dem der Generaldirektor einen Schuldenberg von über 3,5 Millionen Talern hinterließ. So wurde die Hütte mitsamt des Rauchgaskamins nicht fertiggestellt, sie wurde später abgerissen. "Als letztes Rudiment erinnert heute der Rauchgaskamin mit seinem Fuchs auf dem Kamm des Steinbergs an diese Boomphase. Der Kollaps des Unternehmens stürzte auch viele Arbeiter und Bergleute in das soziale Elend und löste eine Auswanderungswelle aus", erklärt Hoebel.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl*



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