Bei einer öffentlichen Gesprächsrunde am 1. September im Düsseldorfer Maxhaus diskutieren Experten und Künstler über das Potenzial von Netzwerken für die interkulturelle Kulturarbeit. Dabei wird unter anderem das eindrucksvolle Kunstprojekt „Die Sehnsucht nach Ebene 2“ vorgestellt, das zum Programm der RUHR.2010 gehört.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Programms interkultur.pro statt.
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„Ghana ist immer in meinem Kopf. Ich bin hier, aber ich bin immer noch dort”, erzählt eine Afrikanerin, die heute in Hagen lebt. Eine Südamerikanerin erinnert sich hingegen an den Regenwald in ihrem Herkunftsland, wenn sie die Bäume am Hagener Stadtrand sieht.
Diese Geschichten stammen aus Interviews, die die Künstlerinnen Milica Reinhart und Marjan Verkerk mit insgesamt 50 Frauen mit Migrationshintergrund geführt haben. Sie sind aus Vietnam, Benin, Bosnien oder Portugal und sie alle leben in dem Stadtteil Altenhagen.
Die zwei Künstlerinnen haben nun die Geschichten der Frauen visualisiert, in dem sie die graue, stark frequentierte Brücke mitten im Stadtteil mit den Farben ihrer Erinnerungen gestaltet haben. Das öffentliche Kunstwerk mit dem Titel „Die Sehnsucht nach Ebene 2“ gehört zum Programm der RUHR.2010 (*sehnsuchtnachebene2*), ist für jeden Besucher sichtbar und beweist auf eindrucksvolle Weise, welches Potenzial Kunst und Netzwerke für die interkulturelle Arbeit haben.
Im Alltag sind Netzwerke besonders in städtischen Ballungsräumen zu einem wichtigen Instrument in der Frage geworden, wie Menschen ihr Leben organisieren. Das Spannungsfeld zwischen homogenen räumlichen Einheiten und den heterogenen Realitäten und Geschichten ihrer Bewohner kann Kreativität erzeugen und Raum für Diskussionen im öffentlichen Raum bieten.
DIE REFERENTEN
Helge Moshammer, Dozent an der TU Wien und der University of London, beschreibt und analysiert in dem Projekt „Networked Cultures“ die Konflikte und Verhandlungslösungen globaler Netzwerke im Dialog mit Architekten, Kuratoren, Theoretikern und Künstlern. Im Fokus seiner Forschungen stehen die Möglichkeiten und Bedingungen, die sich aus der heterogenen und flexiblen Nutzbarmachung von Räumen und Erzählungen ergeben. Moshammer bietet neuartige Einsichten in einzigartige Netzwerke, die quer zu kulturellen, sozialen oder geografischen Begrenzungen entstehen.
Die Künstlerinnen Milica Reinhart aus Solingen und Marjan Verkerk aus Amsterdam legen in ihren Arbeiten, den Schwerpunkt auf einen hohen Grad an vernetztem Wirken, sowohl im lokalen als auch im internationalen Kontext.
Die facettenreiche Arbeit der beiden Künstlerinnen umfasst Wanderausstellungen, Fotoprojekte, Workshops und Konferenzen in Südafrika, den Niederlanden, dem Kosovo, Kenia und der deutschen Provinz. In ihrem künstlerischen Werk suchen sie neue Antworten auf die Fragen nach Differenzen und Gemeinsamkeiten, die die neuartige Vielfalt der globalisierten Welt versuchen begreifbar zu machen.
Karin Nell aus Düsseldorf definiert Netzwerke als freiwillige - reale oder virtuelle - Zusammenschlüsse, die zum Vorteil aller gebildet werden. Die ausgewiesene Expertin für Netzwerkarbeit greift das aus der ökologischen Bewegung der 70er und 80er Jahre stammende Konzept sich gegenseitig unterstützender Kompetenzen und Strukturen auf, um es auf den sozialen und kulturellen Raum zu adaptieren. Karin Nell konkretisiert die Methoden, Strukturen und Chancen des bewussten und strategischen Netzwerkmanagements um diese für die interkulturelle Arbeit nutzbar zu machen.
VERANSTALTUNG
Titel: Interkulturelle Netzwerkarbeit
Datum/Uhrzeit: Mittwoch, 01. September 2010, 16:00 – 20:00 Uhr
Ort: „maxhaus – Katholisches Stadthaus in Düsseldorf“ – Schulstraße 11 – 40213 Düsseldorf