Zwar gehen Erkrankungen der Wirbelsäule oftmals mit altersbedingten Verschleißerscheinungen einher, doch in bestimmten Fällen finden spätere Rückenleiden ihren Anfang bereits in sehr jungen Lebensjahren. „Vor allem Mädchen und Frauen leiden unter der sogenannten Skoliose, einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule“, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. Meistens entsteht eine Skoliose bereits im Kindesalter oder während späterer Wachstumsschübe in der Pubertät. Dabei weicht die Wirbelsäule aufgrund eines ungleichmäßigen Wachstums der Rückenmuskulatur von der eigentlichen Mittellinie ab. „Gleichzeitig verdrehen sich auch die Wirbel. Dadurch verändert sich bei fortschreitender Krankheit die Haltung des Oberkörpers, der sozusagen immer mehr aus der Bahn gerät“, erläutert der Neurochirurg. Abhängig vom Ausmaß der Erkrankung, stehen verschiedene moderne Therapieoptionen zur Verfügung.
Schweregrad entscheidet über Behandlungsverfahren
Als Erkennungszeichen erweisen sich oftmals ein typischer Rippenbuckel oder vorstehende Hüften. Meist stellen Betroffene im Anfangsstadium der Erkrankung keine weiteren Beschwerden fest. Teilweise lässt sich jedoch bei manchen eine krumme Körperhaltung beobachten. „Im Falle einer leichten oder auch einer mittelschweren Skoliose versuchen wir, die Krankheit vorrangig mit konservativen Therapien wie Krankengymnastik oder mithilfe eines Korsetts zu behandeln“, erklärt Dr. Sabarini. Bei einer zunehmenden Verkrümmung der Wirbelsäule kommt es jedoch zu einer Einengung sowie Belastung der inneren Organe wie beispielsweise der Lunge und des Herzens. Wenn die Verformung einen Winkel von 40 Grad überschreitet, greift der Spezialist auf die Möglichkeit der operativen Versteifung zurück.
Moderne Neurochirurgie bringt Rückgrat wieder in Form
Damit bei einer schweren Skoliose keine lebensbedrohlichen Schäden entstehen, bedienen sich Wirbelsäulenexperten Titanelementen, um bestimmte Bereiche des Rückgrates zu stabilisieren. „Unter Vollnarkose setzen wir Schrauben in die betroffenen Wirbelkörper ein und fixieren diese mit Verbindungselementen“, beschreibt Dr. Sabarini das Verfahren. Somit entsteht eine Versteifung des betroffenen Areals, weil die Wirbelgelenke nach ein paar Monaten mit den eingesetzten Elementen verwachsen. Generell gilt: Je früher Mediziner eine Skoliose erkennen, desto größer die Chance einer erfolgreichen Behandlung. Dabei bedeutet eine Operation nicht, dass sich anschließend keine Rückenbewegungen mehr ausführen lassen. Ganz im Gegenteil erlaubt der Eingriff, da die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten bleibt, die Ausübung einiger Sportarten bereits wieder nach sechs Wochen.