Beispiele gibt es in Deutschland an jedem Eck:
TRANSRAPID:
Im März 2008 scheiterte die Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen.
Das Münchner Magnetschwebebahnprojekt wurde nach langen Bürgerprotesten, die die Kosten
explodieren ließen (statt der ursprünglichen 1,85 Milliarden war irgendwann von 3 Milliarden Euro
die Rede), zu den Akten gelegt. Und das, obwohl der Bund sich damals bereit erklärt hatte, die
Hälfte der Baukosten zu übernehmen. Doch Deutschland schien noch nicht reif genug für so ein
zukunftsträchtiges Projekt zu sein. Im März dann beschloss die ThyssenKrupp Transrapid
GmbH, den Standort Deutschland zu schließen, überlegt die Transrapid-Lizenzen in die Volksrepublik
zu verkaufen. Deutschland verkauft sein Hightech an China. Und was passiert am Münchner
Flughafen? Die Alternative, der Munich Airport Express, der von den Gegner so hoch gelobt
wurde ist kläglich in der Versenkung verschwunden.
MÜNCHNER AUTOBAHNRING SÜD:
Seit 1936 existieren Pläne für einen Autobahnring Süd. "Der Südring ist sinnvoll und machbar",
kommt eine Studie der Autobahndirektion zu dem Schluss. Geschätzte 60.000 Fahrzeuge pro
Tag könnten München auf dem rund 1,2 Milliarden Euro teuren Südring umfahren. Das bedeutete
dann in und um der schönen bayrischen Landeshauptstadt weniger Lärm, weniger Umweltverschmutzung,
weniger Unfälle, Verletzte und Tote. Warum wurde trotzdem nicht schon längst der
erste Spatenstich getan? Weil der Aufschrei der südlichen Gemeinden, alles wohlhabende
Münchner, enorm ist. Die Politiker fürchten um Stimmen, der Anwohner um seine Immobilienpreise
und die Schönheit seiner privaten Vorgärten.
BERLINER STADTAUTOBAHN A100:
Die Berliner Stadtautobahn soll verlängert werden: vom Dreieck Neukölln bis zum Treptower
Park, in einem zweiten Schritt durch den Stadtteil Friedrichshain bis zur Frankfurter Allee. Die
420 Millionen Euro teure Strecke, die vom Bund finanziert wird, führt durch Wohngebiete im dicht
besiedelten Innenstadtring. 2011 soll der Bau beginnen. Im Koalitionsvertrag der rot-roten Landesregierung
ist der Weiterbau der A100 vorgesehen, CDU und FDP sind ebenfalls dafür - genau
wie die Wirtschaftsverbände. Durch die Autobahn werde das Zentrum vom Autoverkehr entlastet,
und der Ostteil besser angebunden, so die Argumentation. Trotzdem: Die Linken, die Grünen
und ein Teil der SPD lehnen den Weiterbau ab, nennen ihn "verkehrspolitischen Unsinn".
OLYMPISCHE WINTERSPIELE 2018:
München will die erste Stadt werden, die nach Olympischen Sommerspielen auch Winterspiele
ausrichtet. Und zwar gemeinsam mit Garmisch-Partenkirchen, Murnau und Schönau am Königssee
im Jahr 2018. Die Spiele würden rund 3 Milliarden Euro kosten. Die Bewerbung läuft - doch
zuerst stimmten die Bürger von Oberammergau dagegen, sagten die Partnerschaft mit München
ab. Dann regte sich Protest in Garmisch: Aus Naturschutzgründen weigerten sich Landwirte,
Wiesen für den Bau des olympischen Dorfs zu verpachten. Kommunalpolitiker aus Garmisch
fürchten die mit Olympia einhergehende Verschuldung, fordern eine Bürgerabstimmung. Bayerns
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) versucht zu vermitteln. Im Juli 2011 entscheidet das
Internationale Olympische Komitee.
DOCH ES GEHT AUCH ANDERS:
FREIE FAHRT AUF DER A96 MÜNCHEN LINDAU
„Nach 40 Jahren Planung und 32 Jahre nach Beginn der ersten Bauarbeiten ist die Bundesautobahn
A 96 nun vollendet“, freute sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger
im vergangenen Jahr und mit ihm feierten Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und der
bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Keine andere Autobahn in Deutschland hatte so
eine lange Geschichte hinter sich, denn die Planungen für die A 96 reichen bis in die sechziger
Jahre zurück. Der entscheidende Schritt zum Bau erfolgte anlässlich der Olympischen Spiele
1972 in München. Viele Teilabschnitte der A 96 verzögerten sich immer wieder aufs Neue, sei es
in Folge von Klagen und Einsprüchen oder auch nur, weil der Bund gerade mal wieder kein Geld
hatte. Heute aber sind alle heilfroh, dass die A 96 fertig ist.