Die Versicherungswirtschaft muss es zugestehen: Die Zahl der Menschen nimmt nicht ab, die ihre Lebensversicherung vorzeitig kündigen. Von mindestens 100.000 Verträgen pro Monat ist die Rede. Genau Angaben möchte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) gerne vermeiden. Und was dann offiziell veröffentlicht wird, klingt so: „Die gesamten Auszahlungen an die Lebensversicherungskunden überschritten im Jahr 2008 erstmals die 70-Milliarden-Grenze: Insgesamt wurden in der Lebensversicherung rund 72 (2007: 66) Milliarden Euro an die Kunden ausgezahlt (plus 8,6 Prozent). Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall und die Hinterbliebenen zeigt auch der folgende Vergleich: Die ausgezahlten Leistungen ohne Rückkäufe erreichten im Jahr 2008 knapp 29 Prozent der Rentenausgaben der allgemeinen gesetzlichen Rentenversicherungen. 1990 hatte der Wert noch bei knapp 17 Prozent gelegen. (GDV Pressekolloquium vom 25. März 2009). Das Ganze könnte man auch so lesen: Die Versicherungswirtschaft muss immer höhere Beträge auszahlen, verschweigt dabei lieber, wie hoch die Quote der Abbrecher ist und vergleicht sich lieber mit einer imaginären Zahl der Rentenausgaben – man tut halt alles, um Transparenz zu vermeiden. Und keiner hinterfragt es ernsthaft. Keiner? Nicht ganz: LV-Doktor, ein Projekt der proConcept AG hält seit Jahren den Finger in die Wunde. Auch darauf: Denn so betroffen der ein oder andere Versicherer auf diese Situation reagiert, er hat längst seinen Schnitt gemacht. Zum einen zahlen die Versicherer, wenn ein Bürger seine Lebensversicherung kündigt, sowieso nur den Rückkaufwert aus, also das Geld, das nach Abzug aller Kosten übrig bleibt, zum anderen kalkulieren die Versicherer so genannte Stornoabzüge bei vorzeitiger Kündigung in ihre Ablaufleistungen ein. Die Stornoabzüge nehmen die Versicherer vor, weil ja der Kunde seine Verpflichtung den Vertrag für die gesamte ursprünglich vereinbarte Vertragslaufzeit weiter zu besparen nicht einhält. Also macht der Versicherer eine Vertragsstrafe geltend, den so genannten Stornoabzug. Dieser Stornoabzug reduziert also den eigentlichen Rückkaufswert noch weiter, trotzdem in den Rückkaufswert ja schon alle entstandenen Kosten einkalkuliert wurden.
Gleichzeitig nehmen die Versicherer bei Kündigung die Auflösung der Stornoreserve vor und kassieren somit ein weiteres Mal für die vorzeitige Beendigung des Lebens- oder Rentenversicherungsvertrages. Die Stornoreserve ist der Rückbehalt des Versicherungsunternehmens gegenüber seinen Vertriebspartnern, um sich vor Forderungsverlusten im Stornofall zu schützen. Im Regelfall wird mit jedem neuen Provisionsanspruch, der einer Haftung unterliegt, die Stornoreserve erhöht und mit jeder vorzeitigen Kündigung die gezahlten Abschlusskosten vom Vermittler zurückgefordert. Der Versicherer bleibt also immer unbeschadet, überträgt vielmehr das Risiko auf den Kunden und den Vermittler. Die Kündigung von Versicherungsverträgen scheint dabei für die Versicherungswirtschaft eher der Regelfall zu sein als die Ausnahme. Fachleute sagen, dass mindestens 70 Prozent aller Verträge vorzeitig aufgelöst werden. Aufgrund des meist niedrigen Rückkaufswertes der Lebens- oder Rentenversicherung gehen dem Versicherten bei Kündigung viele Euro verloren.
Im besonderen Fall der Arbeitslosigkeit scheinen viele Bürger vorzeitig zu handeln, denn sie meinen, dass das verwertbare Vermögen aus der Lebensversicherung in jedem Fall beispielsweise beim Einkommen aus „Hartz IV“ angerechnet wird. Dies ist jedoch so nicht richtig. Zwar unterliegen alle Verträge, die vor dem eigentlichen Ablauf bzw. Rentenbeginn verwertbar, also kündbar sind, dem so genannten verwertbaren Vermögen. Dazu zählen "herkömmliche" kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen. Sie zählen mit ihrem Zeitwert (Rückkaufswert) zum verwertbaren Vermögen, da laut Bedingungen ein Recht zur Kündigung besteht. „Eine Ausnahme sind jedoch Verträge, deren Verwertung unwirtschaftlich wäre oder für den Betroffenen eine besondere Härte darstellen würde“ erklärt Jens Heidenreich vom Projekt LV-Doktor. Als unwirtschaftlich gilt die Verwertung einer Lebensversicherung, deren Rückkaufswert mehr als 10 Prozent unter der Summe der eingezahlten Beiträge liegt. Dabei ist vom garantierten Rückkaufswert auszugehen. „Wir glauben, dass dies die Mehrzahl der Versicherungen betrifft, denn Erhebungen durch LV-Doktor zeigen, dass viele Lebensversicherungen nicht einmal nach zehn Jahren und mehr die eingezahlten Beiträge zurück erstatten. Vielmehr sei es die Regel, dass der Versicherte dem Grunde nach bis zum geplanten Ablaufdatum durchhalten muss, um sodann seine Beiträge und eine Verzinsung zu erhalten, die gerade einmal den Verlust aus der Inflation ausgleicht“ erläutert der LV-Doktor Chef.
„Lebensversicherungen kündigen, aber mit LV-Doktor“, ist daher die Devise, erklärt Jens Heidenreich. LV-Doktor setzt sich als Projekt der Schweizer proConcept AG für geschädigt