Ärztegesundheit – Betriebsmediziner-Verband macht sich stark für Gesundheitsschutz und bessere Arbeitsbedingungen / Fortbildungskonzept geplant
Karlsruhe, 21. Juli 2010 Das Thema Ärztegesundheit stand in Deutschland bislang nicht auf der Agenda. Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte wünscht sich bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte und will sich künftig mehr mit dem Thema Ärztegesundheit in Deutschland beschäftigen, sie erhalten und fördern. „Ärzte brauchen einen gut funktionierenden Gesundheitsschutz. Denn nur wenn sie selbst gesund sind, können sie Patienten qualifiziert behandeln und heilen. Es ist höchste Zeit, die gesundheitlichen Rahmenbedingungen von Ärztinnen und Ärzten zu verbessern – Betriebsärzte können dabei helfen“, sagt Dr. Wolfgang Panter, Präsident des VDBW.
Viele Ärzte am Limit
Schichtdienst, lange Arbeitszeiten und steigender Zeitdruck treiben den Stresspegel in die Höhe und nagen an der gesundheitlichen Konstitution vieler Mediziner in Deutschland. In Praxis und Klinik birgt der Job an sich gesundheitliche Risiken, die Ärztinnen und Ärzte gefährden. Allein Infektionskrankheiten sind Gesundheitsgefahr Nummer eins. Auf Platz zwei stehen Hautkrankheiten. Besonders Allergien und Hautbelastungen durch häufiges Händewaschen und Handschuhtragen sind sehr verbreitet. Neben der physischen, gesundheitsgefährdenden Belastung – wenig Schlaf, lange Arbeitszeiten, stundenlanges Operieren bei Klinikärzten, Haltungs- sowie Rückenschäden – nimmt der psychische Druck auf Mediziner in nahezu allen Fachgebieten immer mehr zu. Viele Ärztinnen und Ärzte in Deutschland arbeiten hart am Limit ihrer Kräfte und stellen ihre persönlichen Bedürfnisse zum Wohle der Patienten zurück. „Ausgerechnet Ärzte vernachlässigen oft die eigene Gesundheit, ignorieren die eigenen Belastungsgrenzen und die drohenden Folgen, wenn diese dauerhaft überschritten werden“, beobachtet Dr. Panter. Bedingt durch Leistungsdruck, traumatische Ereignisse, hohe Verantwortung, Angst vor Fehlern und Stress, der schlimmstenfalls zum Burnout und zu Depression führen kann, sind auch Alkoholkonsum und die Einnahme von Benzodiazepinen nicht selten. Die gesundheitliche Situation von Ärztinnen und Ärzten hat sich in den letzten Jahren verschlechtert.
Berufsverband will gesundheitsgerechteren Berufsalltag von Ärzten
So widersprüchlich das klingen mag: Die meisten Ärzte leisten trotz mitunter schwierigen Rahmenbedingungen sehr gute Arbeit, was in der Öffentlichkeit und von den Patienten auch anerkannt wird. Für viele ist ihr Beruf erfreulicherweise nach wie vor ihre Berufung. Aber es hat verheerende Konsequenzen, die eigene Selbstfürsorge zu vernachlässigen.
Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzten will nach Wegen suchen, die Gesundheit von Medizinern zu erhalten oder zu verbessern. „Gemeinsam mit anderen Ärzteorganisationen und Akteuren der Gesundheitswirtschaft und -politik wollen wir uns stärker als bisher austauschen, Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Personal aufzeigen und Maßnahmen in Angriff nehmen“, sagt Dr. Panter, der das Thema Ärztegesundheit dieses Jahr zum Schwerpunktthema macht, ein eigenes Verbandsfortbildungskonzept entwickelt und zunächst Seminare für Betriebsärzte anbieten möchte. Mit einer aktuell geplanten Untersuchung zur Ärztegesundheit macht der VDBW den ersten Schritt: Um Ärzten helfen zu können, sollen krankmachende Einflussfaktoren erhoben und das Ausmaß an psychosozialen Arbeitsbelastungen beschrieben werden. Der Verband macht sich dafür stark, betriebliche Gesundheitsförderung in Medizinberufen weiterzuentwickeln oder den Ärzten Maßnahmen zur Stressprävention an die Hand zu geben.