Alte Trabantrücklichter, „Blinkies“ und Katzenaugen in einem ungewöhnlichen Kontext: In der Ausstellung „Polymere“ zeigt Erik Weiser Arbeiten, die er aus Reflektoren formt und in ein neues Licht rückt. Zu sehen sind die Objekte in der Galerie Queen Anne vom 20. Juni bis zum 19. Juli 2014.
Geometrische Formen und abstrakte Anordnungen charakterisieren die Reflexionsobjekte von Erik Weiser. Mehrere, sorgfältig übereinander gelegte Reflektoren, eingebettet in Gießharz, vereint er zu einem Relief. Polymere – Verbindungen aus gleichartigen Einheiten – sind sein Leitbild. Für eine Arbeit werden ähnliche Reflektorenarten verwendet, die in einem Gefüge verschmelzen. Die Einzelteile sind erst auf den zweiten Blick zu identifizieren, was Raum für Interpretationen lässt. Reflektor-Bären werden auf diese Weise zu einer leuchtenden, geleeartigen Masse, Warndreieck zu einem flammenden Feuermeer und die Rücklichter von alten Trabanten präsentieren sich als aufregende, exotische Blumen.
Farbe, Form und Strahlkraft sind dabei abhängig von Beleuchtung und Standort im Raum. Auf diese Weise hat der Betrachter die Möglichkeit, jede Arbeit für sich neu zu erleben und wird aktiv in den künstlerischen Prozess eingebunden. Durch die Reflexion entstehen nicht nur erstaunliche Lichtspiele, sondern auch eine Varianz in den einzelnen Arbeiten. In der Wirkung des sich ändernden Lichteinfalls ist besonders Reflexio #4 zu erwähnen – eine hängende und rotierende Konstruktion aus roten Reflektoren in weißen Rahmen. Fächerartig umkreisen die langen, roten Reflektorstäbe die kalte Stahlstange und brechen durch ihre leuchtende Farbe und den Tanz der Lichtreflexe mit dem industriellen Charme.
Frei von politischen Aussagen und erzieherischen Absichten, stehen bei Weiser die Entkontextualisierung von Alltagsmaterialien und das Schaffen neuer Zusammenhänge im Fokus. Die Idee der Neuverwertung von Alltagsgegenständen und deren Aufwertung im Gestaltungsprozess ist ebenfalls ein wiederkehrendes Motiv seiner Arbeiten.
Erik Weiser studierte Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Religionswissenschaft an der Universität Leipzig. Seit 2004 ist er als freischaffender Künstler in Leipzig tätig.