Fakt 1: Den eigenen Schmerz und Auslöser verstehen
Schmerzpatienten sollten ihren Schmerz genau kennen. Dies trifft auf Migräne- aber auch Rückenschmerzpatienten oder Amputierte mit Phantomschmerzen zu. Für jede dieser Schmerzarten gibt es häufig bestimmte Auslöser (z.B. Wetter beim Phantomscherz, Tageszeit oder Stress bei Migräne). Schmerzpatienten sollten daher wissen, wo genau die Schmerzen sind, wann und wie lange diese anhalten. Dazu auch, welche Besonderheiten es gibt (z.B. Wetterumschwung). Aus diesem Grund bietet es sich an, ein sog. Schmerztagebuch zu führen und jede Schmerzattacke bzw. Schmerzanfall genau zu protokollieren.
Fakt 2: Unnötigen Stress im Alltag vermeiden
Einer der häufigsten Auslöser für wiederkehrende Schmerzen ist Stress. Dies trifft vor allem auf Kopfschmerzen und Migräne zu. Aus diesem Grund sollten Betroffene unnötigen Stress im Alltag vermeiden. Daher ist eine strenge Regelmäßigkeit im Alltag wichtig. Das gilt für den Schlaf-Wach-Rhythmus wie auch für das Essen. Zur ungefähr selben Zeit ins Bett gehen, zur ungefähr selben Zeit Essen. Um Stress und damit Schmerz- und Migräneanfälle also zu vermeiden, hilft ein gleichmäßiger Tagesablauf. Um dies zu protokollieren und auch zu strukturieren, hilft ein Tagebuch.
Fakt 3: Informationen für den Arzt
Ein Schmerztagebuch wird beim Arztbesuch helfen, die eigenen Schmerzen genauer zu bestimmen und entsprechend die richtige Therapie zu finden. Patienten sollten beobachten, wie oft die Schmerzen auftreten, wie lange sie anhalten und wie stark diese sind. Dazu sollte man sich notieren, ob die Schmerzen bei körperlicher Aktivität zunehmen, welche Symptome eine Attacke begleiten, zu welcher Tageszeit oder in welcher Situation sie auftreten (siehe Fakt 1). Das Tagebuch kann so helfen, Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden. Genau dies wiederum interessiert den Arzt, sei es der eigene Hausarzt oder der spezialisierte Schmerztherapeut. Indem der Arzt Intensität, Dauer, Häufigkeit und Auslöser von Schmerzen besser versteht, kann dieser auch eine bessere Therapie zusammen mit Ihnen ausarbeiten bzw. veranlassen.
Fakt 4: Medikamenten Dokumentation
Neben der Dokumentation von Schmerzen und Triggerfaktoren sind auch genaue Angaben über die einzunehmenden Medikamente von Bedeutung. Dabei sollte dokumentiert werden welche Medikamente wann, in welcher Dosis und wie oft eingenommen wurden. Denn nicht selten kann es auch passieren, dass Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen, Magenschmerzen) durch die Schmerzmittel selbst verursacht werden. Auch dies sollte man dokumentieren, um zu wissen welche individuellen Nebenwirkungen aufgrund von Medikamenten auftreten und gegebenenfalls die Medikation adaptiert werden kann.
Fakt 5: Nicht Schmerz- sondern Aktivitäten-Tagebuch
Trotz der genannten Vorteile eines Schmerztagebuches gibt es auch kritische Aspekte. So wird der Betroffene tagtäglich an seine Schmerzen erinnert und fokussiert sich auf diese, selbst wenn er vielleicht gar keine hat. Spätestens wenn er das Tagebuch aufschlägt und gefragt wird, was seine Schmerzen heute machen, dann ist er für den Rest des Tages bereits wieder auf seine Schmerzen „geistig eingestellt“. Aus diesem Grund sollte man nicht von einem Schmerz- sondern positiv formuliert von einem Aktivitäten-Tagebuch sprechen. Nicht die Frage „wie stark sind heute Ihre Schmerzen“, sondern eine positive Frage: „Mir fiel mein Alltag heute leicht“ oder „Ich habe die letzte Nacht erholsam geschlafen“. War dies nicht der Fall, so kann man ja immer noch (entsprechend der Skalierung) ein „nein“ geben.
Fakt 6: Dokumentieren Sie auch kleine Erfolge und Verbesserungen
Neben Medikamenteneinnahme und im Extremfall eine OP, können Betroffene auch selber viel tun, um Ihre Schmerzen positiv zu beeinflussen. So sind z.B. muskelaufbauende Rückenübungen und Entspannungstechniken sehr gute Unterstützer einer Rückentherapie. Auch positive Erfahrungen/ Gefühle aus verschiedenen Lebensbereichen erlauben Betroffenen, Ihre Schmerzen in den Hintergrund zu schieben, und das Schmerzgedächtnis sozusagen wieder neu zu trainieren. Oftmals ist es einem Patienten nicht bewusst, dass eine Therapie, Training, verändertes Alltagsverhalten etc. eine Verbesserung bewirkt. Häufig ist man zu sehr auf „negativ“ getrimmt und sieht nicht die Verbesserungen. Daher ist es wichtig, positive Erlebnisse und kleine Erfolge in einem Tagebuch festzuhalten. Die Dokumentation erleichtert es dem Patienten und dem Arzt (siehe Fakt 3), aufgrund der dokumentierten positiven Erlebnisse, den Therapieerfolg besser greifen und somit die Therapie mittelfristig optimieren zu können.
Fakt 7: Motivation und Coaching
Motivation und die Überwindung des „inneren Schweinehundes“ sind meist der Schlüssel zum Erfolg. Laut der Bewegungsstudie der Techniker Krankenkasse ist die häufigste Ausrede für Sportvermeider die fehlende Motivation. Ferner haben Studien ergeben, dass über 50% aller sich in Behandlung befindenden Rückenschmerzpatienten eine begonnene Therapie – inkl. Anpassung bzw. Veränderung der Lebensgewohnheiten – abbrechen. Aus diesem Grund sollte ein Betroffener ein persönliches Aktivitäten-Tagebuch führen, um Fortschritte aber auch Rückschläge zu dokumentieren und selbst die Motivation aufrecht zu erhalten. Eine Kombination mit ein individuellen Trainingsplan, Coaching etc. könnte in vielen Fällen empfehlenswert sein. So sollte zum Beispiel der Coach motivieren und Anreize schaffen, aber auch informieren, Maßnahmen und Aktionen begründen sowie gemeinsam mit dem Coachee die Fortschritte und Problemfelder analysieren und bewerten – dazu benötigt man ein Tagebuch. Die Visualisierung von Erfolgen/ Fortschritten spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Fakt 8: Apps und Internet
Mittlerweile gibt es bereits von einigen Anbietern Apps zur Medikamentendokumentation aber auch speziell als Schmerz- bzw. Aktivitäten-Tagebuch. Tests zeigen, dass die Qualität dieser Apps schwankt. Die grafische Aufarbeitung und Bedienbarkeit ist teilweise sehr gut und intuitiv. Jedoch sind alle bisherigen Apps für sich allein gestellt und nicht in eine spezifische Therapieplanung oder einem Schmerzcoaching eingebettet. Einige Pharmafirmen kombinieren die Möglichkeit einer Tagebuchführung mit der Dokumentation des Medikamentenverbrauchs. Genau hier kommt jedoch der Aspekt der Selbstmotivation und Eigeninitiative zur Durchführung von muskelaufbauenden Übungen, Gewichtsreduktion oder Ähnlichem zu kurz. Die Verwendung einer App sollte somit in den (vom Arzt empfohlenen) Therapieplan eingebaut werden bzw. unterstützend wirken.